STEINBACH/GRÜNAU. Die Gemeinden Steinbach am Attersee und Grünau im Almtal wollen den Zielen der Alpenkonvention folgen. Sie haben sich damit zu einer nachhaltigen, touristischen Entwicklung verpflichtet, die dem Schutz der Alpen dienen soll. Als einzige Orte in Oberösterreich erhielten sie dafür im Jahr 2008 jeweils das Prädikat „Bergsteigerdorf“.
Der wachsende Trend zu sanftem Tourismus, sowie die gestiegene Sehnsucht nach Ruhe trifft damit auch den Nerv der Zeit. Allerdings zieht es dadurch auch immer mehr Menschen in die Berge oder im Sommer an den Attersee oder den Almsee, was wiederum die Verantwortlichen für Naturschutz und Tourismus vor große Herausforderungen stellt. Sie versuchen, den schmalen Grat verschiedenster Interessen in Balance zu halten. Wie gut, dass den Beteiligten gelingt, betrachten Gestalter Bernhard Riener und Kameramann Jonathan Vaughan in einem ERLEBNIS ÖSTERREICH aus dem ORF-Landesstudio Oberösterreich.
Grünau im Almtal und Steinbach am Attersee sind bekannt und beliebt für ihre Seen – dem Almsee und dem Attersee. „Ja, am Anfang war ich ein bisschen überrascht, muss ich ehrlich sagen, wie wir Bergsteigerdorf geworden sind, da denkt man eher an Tirol, wo die ganz hohen Berge sind ...“, meint der lokale Unternehmer Mario Scheckenberger. Vor allem in der Sommerhochsaison besteht durch die gute Anbindung und der kurzen Anfahrtszeit aus den Ballungsräumen in beiden Regionen eine erhöhte Verkehrsbelastung. Besonders an sonnigen Tagen überhitzt sich die Situation in den kleinen Bergsteigerdörfern, stellen die Verantwortlichen fest. Freizeitgenuss ohne Auto, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen und die Natur zu Fuß erleben, gehöre für Försterin Marcella Mühlbach von den Österreichischen Bundesforsten zu einem wichtigen Ziel, wenn sie an nachhaltigen Tourismus denkt. Zu diesem Ziel bekennen sich die Bergsteigerdörfer, sind aber noch meilenweit davon entfernt, denn die überwiegende Zahl der Gäste reise nach wie vor mit dem eigenen Auto an, so Mühlbach.
Der Klettersteig in Steinbach am Attersee auf den Mahdlgupf, vorbei an der imposanten „Weißen Wand“, gilt als einer der schönsten in der Region, aber auch als einer der gefährlichsten. „Tourist/innen wandern oftmals abseits der gekennzeichneten Wege und stören dabei Wildtiere in ihrem Habitat. Gleichzeitig überschätzen sie ihre alpinen Fähigkeiten. Dies führt zu vielen und auch unnötigen Einsätzen der Bergrettung. Aufklärung und Beschilderung haben bisher nicht gereicht, um diese Entwicklung zu stoppen“, erklärt der Bergretter Johann Resch: „Wir haben deshalb den Einstieg vom Klettersteig umgebaut und die schwierigste Stelle gleich zum Einstieg hinverlegt. Jetzt bemerken die Leute den Schwierigkeitsgrad bereits zu Beginn und kehren um. Damit wird verhindert, dass diese Freizeitsportler/innen ihr Unvermögen erst zu spät bemerken und dann die Bergrettung alarmieren.“
Mit unterschiedlichsten Initiativen versuchen die Bergsteigerdörfer das Bewusstsein der Besucher für Naturschutz zu schärfen. Liliana Dagostin, Leiterin für Raumplanung und Naturschutz beim Alpenverein, bemerkt dazu: „Es ist nicht selbstverständlich, an einem Fließgewässer vorbeizugehen und eine fließende Welle zu sehen und gleichzeitig auch das schäumende Wasser. Dass es solche Bäche überhaupt noch gibt, liegt natürlich daran, dass sie zum Teil nie wirtschaftlich genutzt wurden. Und darin besteht eine riesige Chance für die Bergsteigerdörfer, nämlich Natur noch so zu erleben, wie sie anderswo bereits verschwunden ist.“ Dort, wo unterschiedlichste Interessen aufeinanderprallen, müssten ständig neue Lösungsansätze gesucht werden. Ein Prozess, der wohl nie zu Ende gehe, wenn man der Philosophie, der sich die der Bergsteigerdörfer verschrieben haben, gerecht werden will, so Dagostin. (Foto: Portal Films)
„Bergsteigerdörfer in Oberösterreich – Steinbach am Attersee und Grünau im Almtal“
ERLEBNIS ÖSTERREICH am Sonntag, 12. März 2023 um 16.30 Uhr in ORF 2.