SCHÖRFLING/SEEWALCHEN. Taucharchäologische Kampagne vor Schörfling und Seewalchen am Attersee soll genauere zeitliche Einordnung jungsteinzeitlicher Seeufersiedlungen ermöglichen.
Die jährlichen Zustandskontrollen von Unterwasserfundstellen vor den Gemeinden Seewalchen und Schörfling am Attersee durch das Kuratorium Pfahlbauten zeigten unlängst Handlungsbedarf. Im Bereich der bekannten Seeufersiedlung am Abfluss des Attersees entdeckten die Forschungstaucher:innen mehrere urgeschichtliche Holzobjekte. Da sie akut von Wellenschlag und Schiffsverkehr bedroht sind, wird ein Team aus Unterwasserarchäolog:innen das Gebiet von 10. bis 22. März untersuchen. Dabei werden die Hölzer freigelegt und fachkundig geborgen. Nach einer Erstversorgung werden diese weiter untersucht und analysiert.
Im Umfeld der jungsteinzeitlichen Seeufersiedlungen Seewalchen I und Kammer I, die verborgen unter Wasser vor den Gemeinden Seewalchen und Schörfling am Attersee liegen, kam bereits vergangenes Jahr im Zuge der regelmäßigen Zustandskontrollen durch Taucharchäolog:innen des Kuratorium Pfahlbauten altes Holz zum Vorschein. Um das unter Wasser konservierte und nun durch Erosion freigelegte Objekt vor der Zerstörung zu bewahren, wurde es bereits im Oktober 2022 geborgen.
Eine Beprobung mit anschließender Datierung mittels Radiokarbonmessung ergab ein Alter von 7000 Jahren und ist damit sogar noch wesentlich älter, als die bekannten jungsteinzeitlichen Siedlungen am Seeabfluss. Bei den Bergungsarbeiten im letzten Jahr wurden weitere Holzobjekte entdeckt, die vor Zerstörung durch Erosion gefährdet sind. Ob diese Hölzer wie derzeit vermutet von Menschen geschaffen oder auf natürliche Weise in den See eingetragen wurden, gilt es zu untersuchen.
Im Vordergrund der archäologischen Taucharbeiten steht die Aufnahme und Bergung der Objekte. Altersbestimmungen und weitere Untersuchungen an den Hölzern werden zeigen, ob diese in Verbindung mit der frühen Besiedlungsgeschichte des Attersees stehen. Die gewonnenen Datierungen und Erkenntnisse werden die Ergebnisse des groß angelegten Forschungsprojektes „Zeitensprung“ unterstützen und das Potenzial der Fundstelle für weitere Forschungen zeigen.
„Im Rahmen des Forschungsprojektes Zeitensprung arbeiten wir seit 2015 daran, mehr über die prähistorischen Siedlungen an Attersee und Mondsee zu erfahren und ihren Zusammenhang zu verstehen“, erklärt Jutta Leskovar von der Oberösterreichischen Landes-Kultur GmbH. Gemeinsam mit Cyril Dworsky, Geschäftsführer des Kuratorium Pfahlbauten, leitet sie das Kooperationsprojekt der beiden Institutionen, das vom Amt der OÖ Landesregierung gefördert wird.
In Österreich sind insgesamt 28 Fundstellen urgeschichtlicher Seeufersiedlungen bekannt. Fünf davon zählen zu den 111 Stationen in Deutschland, Frankreich, Italien, Slowenien, der Schweiz und Österreich, die gemeinsam seit 2011 das UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen bilden. In Oberösterreich befinden sich drei Fundstellen im Attersee und eine im Mondsee, eine weitere liegt im Keutschacher See in Kärnten. Das nationale Management dieser Welterbestätten in Österreich obliegt dem Kuratorium Pfahlbauten.
(Foto: Pfahlbauten.at)